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Sichtweisen: Filme im Gespräch im Kulturbahnhof Jülich –"Als wir tanzten"

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Filmfrühstück: Frühstück – Film – Filmgespräch

Der Film „Als wir tanzten“ spielt im Milieu der Tanzakademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis, wo der junge, grazile Tänzer Merab versucht seinen Platz zu behaupten bzw. weiterzukommen.

Der Druck, den Anforderungen eines traditionellen männlichen Tänzers gerecht zu werden und sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, ist groß. Merab, hervorragend gespielt und getanzt von Levan Glbakhiani, studiert an der Tanzakademie mit seinem älteren Bruder David, der aber aufgrund seiner Lebenshaltung und Disziplin kurz vor dem Rausschmiss steht. Merab aber hat Großes vor, sein Traum ist es, später als Ensemblemitglied in der Compagnie zu tanzen. Wenn Merab tanzt, dann rückt ihm die Kamera ganz nah auf den Leib, erfasst sein Gesicht und lässt es nicht mehr los. Mit eisernem Willen und großer Leidenschaft, gepaart mit gleichzeitiger Leichtigkeit, versucht er seinen Lebenstraum in Erfüllung gehen zu lassen.

Seine Aussichten auf einen Platz wären auch gar nicht so schlecht, wäre da nicht die Sache mit seiner eher schmächtigen Statur und der mangelnden männlichen Ausstrahlung, die sein Professor gerne kritisiert. Mit seiner Tanzpartnerin Mary, die er schon seit Ewigkeiten kennt, verbindet ihn ein tiefes freundschaftliches Verständnis. Doch dann kommt der selbstgewisse und faszinierende Irakli neu in die Klasse — und mit ihm ein harter Konkurrent. Doch nicht nur das: Die Rivalität der beiden jungen Männer schlägt irgendwann in Begehren um. Merab beim Erwachen dieser Liebe und den Tänzen mit Irakli zuzusehen, gehört zu den schönsten Momenten des Films. Doch diese entstehende Liebe hat im homophoben Umfeld der georgischen Gesellschaft keinen Platz und darf nicht sein. Es führt zur sofortigen Suspendierung. Für einen Tänzer der Tod, denn er muss tanzen. Bei aller Sinnlichkeit zeigt der Film den Zwiespalt zwischen Traditionen und einem Aufbruch in die Moderne. Der Spielfilm des aus Georgien stammenden, aber in Schweden lebenden Regisseurs Levan Akin erhielt bei seiner Premiere beim Filmfestival in Cannes viel Lob. In Tiflis wiederum kam es zu homophoben Ausschreitungen während des Drehs und bei seiner Erstaufführung. Ein sinnlich schöner, gesellschaftspolitisch wichtiger Film.

Termin:
Donnerstag 03. November 2022, 9.30 – 13.15 Uhr

Filmgespräch:    
Elke Bennetreu

Ort:     
Kulturbahnhof (Kuba) Jülich, Bahnhofstr. 13, 52428 Jülich

Eintritt:     
12,00 € mit Frühstück (Eintritt ans Kuba)

Anmeldung:    
Kuba, www.kuba-juelich.de oder Tel. 02461 346643 nur mit Anmeldung / begrenzte Teilnehmerzahl