Veranstaltungen des
Ev. Erwachsenenbildungsreferates
im Kirchenkreis Jülich:

Meret Oppenheim: „Man weiß nicht, woher die Einfälle einfallen.“

  • Mensch, Gesellschaft, Politik
  • Digitales und Medienkompetenz

Zweiteiliges Online-Seminar

Meret Oppenheims künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch ein konzentriertes In-sich-Hineinhorchen aus. Paul Éluard nannte es das „tiefere Bewusstsein“ für das eigene Innere. Max Ernst „den wachen Blick nach innen.“

Meret Oppenheims künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch ein konzentriertes In-sich-Hineinhorchen aus. Paul Éluard nannte es das „tiefere Bewusstsein“ für das eigene Innere. Max Ernst „den wachen Blick nach innen.“ Das schließt eine Auseinandersetzung mit dem Außen, mit Mensch und Gesellschaft, Natur und Kultur nicht aus, doch die Begegnungs- und Bewegungsmomente mit dem Außen werden in der eigenen inneren Tiefe ausgelotet. Dabei kennt das Innere die Verbundenheit mit dem kollektiven Unbewussten. Spannend, wie ihr psychologisch-philosophisches Fragen einen Niederschlag in ihren Werken findet. Das hieß auch Tiefen auszuhalten, vor allem in jungen und mittleren Lebensjahren. C.G. Jungs Schriften gaben ihr schließlich wichtige Zugänge zum Verständnis des Lebens.  

Meret Oppenheim wurde 1913 als Kind des deutsch-jüdischen Arztes Erich Alfons Oppenheim und der Schweizerin Eva Wenger geboren. Ihre Großmutter Lisa Wenger war eine bedeutende Schriftstellerin und Malerin im Tessiner Bergdorf Carona. Früh zog es Meret nach Paris – hin zu den angesagten Surrealisten. Früh hatte sie auch mit ihrer „Pelztasse mit Pelzlöffel“ Erfolg, so dass Max Ernst meinte: „Wer überzieht den Löffel mit kostbarem Pelzwerk? Das Meretlein. Wer ist uns über den Kopf gewachsen. Das Meretlein.“ Was für eine Verfremdung, für eine Perspektivverschiebung, unvereinbare Dinge und Ordnungen prallen hier aufeinander. Was soll denn ein Pelzbezug über einer Tasse? Wie passen Material und Funktion zusammen? Welches Assoziationen öffnen sich?

Tatsächlich hatte sie einen spektakulären Erfolg mit ihrer Pelztasse, die umgehend an das Modern Art in New York verkauft wurde.
Aber der Erfolg tat ihr nicht gut, es stellte sich eine Erfolgsdepression ein, was den Vater bestätigte, dass Frauen in der Kunst noch nie was geleistet haben. Eine lang andauernde Krise stand ihr bevor.  
Erst viel später, ab Mitte vierzig bis in die Altersjahre hinein, stabilisierte sich ihre Situation und das wirkte sich positiv auf ihr künstlerisches Schaffen aus. Da mussten gesellschaftliche Geschlechterzuweisungen erst erkannt, benannt und überwunden werden. Dass „der schöpferische Geist androgyn ist“, war eine Erkenntnis dieser späteren Jahre. Im Alter von 70 schuf sie eines ihrer Hauptwerke „Für Bettina Brentano und für Karoline von Günderode“. Wie ein Vermächtnis stellt es die Verbindung von Kunst und Natur, Bewusstem und Unbewusstem dar und schließt das Denken dieser beiden Frauen mit ein.

Termin:
Donnerstag 29. September 2022, 17.00 – 19.15 Uhr
Mittwoch 12. Oktober 2022, 17.00 – 19.15 Uhr

Leitung/Referentin:
Elke Bennetreu

Ort:    
Online-Seminarreihe

Gebühr:    
keine

Anmeldung:    
nur mit Anmeldung, begrenzte Teilnehmerzahl
EEB, Tel. 02461 9966-0 oder eeb.juelich@ekir.de