Er und seine Frau, Ilse Gutjahr, hatten sich in mittleren Lebensjahren im Rahmen ihrer Arbeit des Max-Otter-Brucker-Hauses kennengelernt. Es war eine Freude, sie als Paar zu erleben, ihre Liebe war auch für andere spürbar und lebendig. Im Herbst 2020, als sie ihn bei seinem Vortrag in Düren begleitete, kamen sie strahlend Hand in Hand. Ein unvergessliches, schönes Bild. Im Vortrag sprach Mathias Jung noch über das Geschenk einer solchen Beziehung im Alter, doch er meinte auch, dass sie sich der Endlichkeit bewusst seien, einer wird als erster gehen. Der andere bleibt und muss seinen Weg ohne den anderen gehen. Da war eine zarte Wehmut, ein Schmerz im Raum, der alle mitfühlen und still werden ließ. Es war ein tiefer, guter Augenblick, der atmosphärisch von allen geteilt und verstanden wurde. Kein halbes Jahr später starb Ilse Gutjahr völlig unerwartet und für Mathias Jung hieß es, ohne sie zu leben.

Über seine Trauer hat er nun ein Buch geschrieben und fragt „Stirbt die Liebe mit dem Tod? Er sagt: „Nein. Ich erlebe in der Heiligen Zeit der Trauer eine neue Liebe zu meiner Frau.“ Er spricht über seine Trauer und seine Erfahrungen, aber er hörte auch vielen anderen zu. Zahlreiche Verwitwete und Eltern toter Kinder beantworten ihm für „Trauer und Aufbruch – Die Heilige Zeit“ drei existenzielle Fragen:

• Was verlor ich mit diesem Menschen?
• Was nehme ich von dem/der Verstorbenen mit?
• Was hat mir in meinem Schmerz geholfen?

Ihre Berichte erschüttern und machen doch Mut. Und er zitiert Rilke: „Nicht sich trösten wollen über einen Verlust, müsste unser Instinkt sein, viel mehr müsste es unsere tiefe schmerzhafte Neugier werden, ihn ganz zu erforschen, die Besonderheit, die Einzigartigkeit gerade dieses Verlustes, seine Wirkung innerhalb unseres Lebens zu erfahren … dies ist tätiger, innen wirkender Schmerz, der einzige, der Sinn hat und unser würdig ist.“