Auf ein Wort: Natur und Mensch
Auf ein Wort
Natur und Mensch
Schon länger stand das Thema „Natur und Mensch“ als Schwerpunktthema im Raum. Jetzt endlich greifen wir es auf und betrachten es im Rahmen unserer Foren aus verschiedenen Perspektiven.
Es ist ein schönes Thema, denn es geht um achtsames Leben in und mit der Natur. Das schließt Liebe, Würdigung und Respekt ein. Ehrfurchtsvoll nehmen wir sie wahr, jedes kleinste Detail und ihre großen Erscheinungen – die Wucht der Berge, die Weite des Meeres oder die Stille der Ebene. Davon wird in unseren Beiträgen immer wieder die Rede sein. Aber es ist auch ein schweres Thema, denn wie keine Generation vor uns wissen wir um die Bedrohung der Natur, die Bedrohung der Artenvielfalt und der Ökosysteme. Die Gefahren des Klimawandels liegen auf der Hand, sind beständiges Thema, aber auch das Artensterben und die Zerstörung der Ökosysteme stellen eine Katastrophe dar. Es gibt internationale Gipfel, junge Menschen, die weiter gehen als Friday for Future und sich „letzte Generation“ nennen und auf ihre Weise mahnen. Wir alle erleben eine Veränderung der Welt, wie wir sie lange nicht wahrhaben wollten und sorgen uns sehr um die Zukunft der nächsten Generationen. Davon muss auch die Rede sein. Wir werden im Forschungszentrum schauen, wie Forschende konkret an diesem Thema arbeiten und wir haben Referenten zu Information und Austausch eingeladen.
Doch gerade in dieser Bedrohung entdecken immer mehr Menschen, was die Natur eigentlich wert ist. Sie suchen Abstand aus der Schnelllebigkeit und dem Getöse der Städte und schreiben über ihre Erfahrungen in und mit der Natur. Diese literarisch verfassten Erfahrungen interessieren uns bei Autorinnen und Autoren der Vergangenheit und der Gegenwart. Es ist überraschend, wie viel uns die vorherigen Generationen zu diesem Thema zu sagen haben.
Doch Natur – was ist das überhaupt? Wir behandeln sie wie ein Gegenüber und sind eigentlich ein Teil in ihr. Der Begriff Natur gehört zu den ältesten und vieldeutigsten Begriffsbildungen. Vielleicht müssen wir dem Rechnung tragen und sprechen von einem weiten Verständnis von Natur. „Natur kann aufgefasst werden als die Gesamtheit dessen, was nicht vom Menschen geschaffen wurde, sondern unabhängig von ihm in der Welt existiert“, schreibt Ulrich Kittstein. Demgegenüber steht die Sphäre der Kultur, als das vom Menschen geschaffene. Aber stimmt das so? Schließen sich die Sphären ganz aus? Ist der Garten dann keine Natur, sondern Kultur? Ebenso die Land- und Forstwirtschaft, als vom Menschen geschaffen? Das sind Fragen, die sich uns stellen. Auch das Verhältnis zwischen Mensch und Tier wird zu thematisieren sein, hier sind wir ja auf einem Weg sensibler zu werden.
Was die Natur an und für sich ist, ist schwer bestimmbar. Der Umwelthistoriker Joachim Radkau, einer unserer Referenten, verweist in seinem umfangreichen Werk „Natur und Macht“, darauf, dass das griechische Wort für Natur „physis“ sei: wachsen, hervorbringen, entstehen – und alle Naturbegriffe auf die ursprüngliche Bedeutung von Wachsen und Fruchtbarkeit zurückkommen. Der Naturwissenschaftler Enric Sala hat sein aktuelles Buch gar „Die Natur der Natur“ genannt und meint schon in der Einführung:
„Zum Glück sind wir Menschen nicht in der Lage, die Natur in ihrer Ganzheit zu erfassen, selbst wenn wir mithilfe der Naturwissenschaften begonnen haben, sie zu verstehen.“
Allen Referentinnen und Referenten, die sich im Vorfeld Gedanken über dieses Thema gemacht haben und sich mit ihren Vorträgen und Seminaren beteiligen werden, sei ganz herzlich gedankt.
Wenn Sie durch dieses Programm blättern, dann werden Sie eine Fülle von Auseinandersetzungen zu diesem Thema entdecken, aber abgeschlossen ist dieses Thema nicht. Das geht sicher auch nicht, aber es verlangt nach weiterer Verfolgung.
Ganz zu Beginn des Jahrs steigen wir mit zwei Beiträgen zum Thema „Schöpfung“ in das Thema ein. Die Theologin Cornelia vom Stein wird über die Schöpfungsgeschichten der Bibel sprechen. Dazu wählte sie den Titel: „Chaos, Dunkelheit und Urflut oder ein wundervoller Garten Eden - ja was denn nun?“
Vor ihrem Vortrag am 1. Februar 2023 wird bereits am 18. Januar 2023 Joseph Haydn, „Die Schöpfung - Eine vieldeutige Botschaft an die Menschheit“ mit dem Musikwissenschaftler Pedro Obiera im Raum stehen. Haydn komponierte das Werk 1796 bis 1798 in denkbar unruhigen, von den Revolutionswirren und den Kriegszügen Napoleons erschütterten Zeiten.
Haydns Werk wurde als Appell verstanden, die Welt und die Natur in ihrer Schönheit zu begreifen und zu bewahren. Wenn das keine Aussage ist, die gerade in der Gegenwart zutrifft. So zeigt die ungebrochene Beliebtheit des Werks bis heute, dass Haydn offensichtlich einen Ton getroffen hat, den die Menschen zu allen Zeiten verstanden haben.“
Das werden also unser zwei Auftakt-Bausteine sein, analog im Jülicher Dietrich-Bonhoeffer-Haus und gleichzeitig online, für alle jene, die nicht kommen können. Nach diesem Schöpfungs-Auftakten geht es weiter mit verschiedenen Beiträgen, an verschiedenen Orten, die hoffentlich Ihr Interesse finden.
Darüber hinaus finden Sie natürlich auch weitere Beiträge zu Bildung und Begegnung in unserem Kirchenkreis und den Kirchengemeinden.
Meinen aufrichtigen Dank an alle, die sich für diese Arbeit einsetzen und zu Ihrem Gelingen beitragen.
Seien Sie gegrüßt
Elke Bennetreu
und die Mitwirkenden der Bildungs- und Begegnungsarbeit im Kirchenkreis und in den Kirchengemeinden
